In den letzten Tagen wurden viele Deutungen der Krise veröffentlicht, in die Covid-19 die Welt gestürzt hat. Das ist gut. Niemand ist aus der Verantwortung genommen, sich in einer neuen Lage neu Gedanken zu machen. Einige frühe dieser Beiträge lassen sich hier nachlesen: Gleichzeitig hat die Lust an der Ausdeutung selbst etwas Verdächtiges. Das Neue soll so schnell wie möglich in Denkmuster verbannt werden, die im Großen und Ganzen vorher schon bereit lagen. Manche blicken bereits über die Krise hinweg in eine hoffentlich bessere zukünftige Gesellschaft. So wichtig es sein mag, positive politische Entwürfe zu entwickeln, so unangemessen ist es, die Toten von heute in Gedanken bereits als Bausteine für eine bessere Zukunft zu instrumentalisieren. Was in der momentanen Lage der kühl berechneten, harten Entscheidungen verloren zu gehen droht, sind die Zweifel und Zwischentöne. Zu dem Wenigen, dass sich bereits sagen lässt, gehört, dass ein neues Bewusstsein darüber entsteht, wie wenig die tatsächliche geschichtliche Entwicklung der Dinge manchmal den Erwartungen entspricht, die wir eben noch hatten. Wir hoffen, dass in den nächsten Tagen und Wochen trotz allem möglichst Vielen die Kraft und Ruhe bleibt, aus ihrer jeweiligen Position das Notwendige zu tun, ohne sich vorschnell selbst zu versichern alles jetzt schon zu durchblicken.
deinos5
Statt einer frühen Einordnung der Covid-19-Krise
Updated: Apr 9, 2020
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